Bericht über die illegale Arbeit in Deutschland (1937)
Von Rudolf Berner (Autor), Andreas G. Graf (Hrsg.) und Dieter Nelles (Hrsg.). Herausgegeben von Jochen Schmück.
Berlin: Libertad, 1997 (= Archiv für Sozial- und Kulturgeschichte; 7). Gebundene Ausgabe: 158 Seiten, zahlr. Abb. ISBN: 978-3922226239, 19,80€. Direktkauf bei aLibro.
Im Februar/März 1937 reiste der schwedische Anarchist Rudolf „Rube“ Berner als Tourist getarnt in „geheimer Mission“ durch Deutschland. Dort waren seit vier Jahren die Nationalsozialisten an der Macht. Berner kam aus dem revolutionären Spanien und hatte den Auftrag, die konspirative Verbindung zwischen den deutschen Anarchosyndikalisten im Exil und den Anarchosyndikalisten im deutschen Untergrund herzustellen. Zu diesem Zweck besuchte er auf seiner Reise die Aktivisten und Aktivistinnen des anarchosyndikalistischen Widerstandes in Wuppertal, Düsseldorf, Leipzig und Berlin. Viele von ihnen kannte er bereits persönlich von früheren Besuchen her, und Berner sprach fließend Deutsch. Er eignete sich also hervorragend für diese Mission.
Über seine gefahrvolle Kurierreise durch Nazideutschland hat Berner unter dem Pseudonym Frank Tireur 1940 in Schweden den nun auch in deutscher Übersetzung vorliegenden „Bericht über die illegale Arbeit in Deutschland“ veröffentlicht. In ihm beschreibt er in verschlüsselter Form die Widerstandsaktivitäten der deutschen Anarchisten und Anarchosyndikalisten gegen das nationalsozialistische Terrorregime. Dabei vermittelt er einen lebendigen Eindruck von der extremen Lebenssituation, den Ängsten und den Hoffnungen einer kleinen – und von der Forschung bislang weitgehend ignorierten – Gruppe des deutschen Widerstandes. Zugleich ist Berners Bericht aber auch eines der wenigen Zeugnisse internationaler Solidarität im Kampf gegen den Nationalsozialismus.
Für sich genommen ist Berners Bericht ein Schlüsseldokument zur Geschichte des anarchosyndikalistischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Durch ihre ergänzende Kommentierung von Berners Bericht und vertieft in ihrer im Anhang abgedruckten Studie unternehmen darüber hinaus Andreas Graf und Dieter Nelles den Versuch einer ersten umfassenden Darstellung des Widerstandes und Exils der deutschen Anarchisten und Anarchosyndikalisten. Insbesondere die Aktivitäten der exilierten deutschen Anarchisten und Anarchosyndikalisten in Bürgerkrieg und Revolution in Spanien (1936-1939) werden eingehend behandelt. Die Studie von Graf und Nelles macht deutlich, dass der in den letzten Jahren neu erschlossene Reichtum an Archivalien einige „Überraschungen“ offeriert, die nicht selten die bisherigen Forschungsergebnisse in Frage stellen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung der Herausgeber (Andreas G. Graf und Dieter Nelles)
Rudolf Berner (alias Frank Tireur): Die unsichtbare Front. Bericht über die illegale Arbeit in Deutschland (1937)
- Ein notwendiges Vorwort (des Storms-Verlages, Stockholm 1940)
- Über die Grenze
- Besuch im Schlupfwinkel
- Die SA macht Razzia
- Zu Tode gepeinigt …
- „Wir werden die Flamme nicht vergessen!“
- „… das verdanken wir dem Führer“
- Begegnung im Dunkeln
- Es ist verboten, menschlich zu sein
- Dialog mit dem Diktator
- Verheerende Erinnerungen
- Wehe den Bequemen!
- „Wie ein Märchen …“
- Es liegt an uns!
- War es Mord?
- Die Toten leben!
Andreas G. Graf und Dieter Nelles: Widerstand und Exil deutscher Anarchisten und Anarchosyndikalisten (1933-1945)
- Forschungsstand und Quellenlage
- Widerstand
- Exil [Spanien, Frankreich und Schweden]
ANHANG:
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Bibliographie: Die Presse der deutschen anarchosyndikalistischen Widerstands- und Exilbewegung (1933-1945)
- Bilddokumentation
- Register